rote Rose






Joséphine de Beauharnais

Die Rosenkaiserin

Joséphine de Beauharnais (1763-1814) war die erste Frau von Napoleon Bonaparte und die erste Kaiserin der Franzosen.
Sie stammte aus dem Kolonialadel auf Martinique, wo sie auf einer Zuckerplantage zur Welt kam. Im Alter von 16 Jahren heiratete sie Alexandre de Beauharnais, einen Offizier der französischen Armee. Die Ehe verlief unglücklich, seit Anfang der 90er Jahre des 18. Jahrhunderts lebte das Paar getrennt. Joséphine blieb mit ihrer Tochter auf dem Familienbesitz auf Martinique, während Alexandre mit dem gemeinsamen Sohn in Frankreich lebte. In der Zeit der Terrorherrschaft der Französischen Revolution wurde er 1794 verhaftet und guillotiniert. Beinahe ereilte Joséphine das gleiche Schicksal. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich wurde sie ebenfalls verhaftet und stand bereits auf der Liste der Verurteilten. Ihr Leben verdankte sie dem Sturz von Robespierre, der hinter dem damaligen Terror stand.
Nach dem Sturz der jakobinischen Herrschaft eröffnete Joséphine in Paris einen Salon, in dem sich einflussreiche Politiker und Militärs der späten Republik Frankreich trafen. Den Salon finanzierte sie mit Einkünften aus den Plantagen auf Martinique. In der Zeit erlebte sie zahlreiche Romanzen und Liebschaften. Das karibische Blut half ihr bei vielen mächtigen und einflussreichen Männern erfolgreich zu sein.
Ihren späteren Gatten Napoleon Bonaparte lernte sie 1795 kennen. Napoleon war zu dieser Zeit mit Désirée Clary von Marseille, die später die Königin von Schweden wurde, verlobt. Eine Ehe mit Joséphine erschien ihm jedoch viel verlockender. Er versprach sich durch eine Verbindung mit Joséphine einen schnellen gesellschaftlichen Aufstieg in Paris, beendete also die Verlobung mit Désirée Clary und heiratete Joséphine ein Jahr später. Seine Rechnung ging auf. Dank der guten Kontakte von Joséphine wurde er bald zum Oberbefehlshaber der französischen Armee ernannt, die sich auf den Weg nach Italien machte.
1804 wurde er zum Kaiser der Franzosen erhoben, seine Frau Joséphine wurde Kaiserin. Dieses geschichtsträchtige Ereignis fand am 2. Dezember 1804 in der Pariser Kathedrale Notre-Dame statt. Als sich andeutete, dass Joséphine dem Kaiser keine Kinder schenken würde, entschied Napoleon, sich von ihr zu trennen. Nach seiner Rückkehr aus dem österreichischen Feldzug 1809 gab er bekannt, dass er sich scheiden lassen will. Kurz darauf erfolgte die Scheidung von Napoleon und Joséphine.
Nach der Trennung zog sich Joséphine auf Schloss Malmaison bei Paris zurück, wo sie ihre letzten Jahre verbrachte. Sie starb dort an einer Lungenentzündung am 29. Mai 1814.

Josephine Kaiserin an Napoleons Seite

Franz Herre

Joséphine
Kaiserin an Napoleons Seite


Ungekürzte Taschenbuchausgabe
Piper Verlag GmbH, München
ISBN 978-3-492-24773-3



Die Rosenkaiserin

Neben der ausgeprägten Gabe, mächtige und einflussreiche Männer um sich zu scharen sowie neue Schulden zu produzieren, hatte die schöne Kreolin aus Martinique eine Vorliebe für Blumen. Im Besonderen taten es ihr die Rosen an. Bereits mit Napoleon vermählt, kaufte sie 1799 für 250.000 Francs, die sie übrigens nicht hatte, ein Anwesen in Malmaison in der Nähe von Paris. Erst Napoleon selbst musste seiner Gattin unter die Arme greifen, und den fehlenden Betrag für das Anwesen bezahlen. Hier sollte bald ihr berühmter Rosengarten entstehen, der ihr einen zweiten Namen bescherte: Die Rosenkaiserin. Das kleine Schloss in Malmaison, umgeben von einem Rosenmeer, wurde zu einer Oase, in die sich das Paar gerne zurückzog. Hier verbrachte auch Joséphine ihre letzten Tage.
Nach dem Kauf begann Joséphine unverzüglich mit der Umgestaltung des Gartens. Sie ließ neben Rosen auch andere seltene und exotische Pflanzen aus aller Welt kommen und in ihrem Garten kultivieren. Sie stellte Fachgärtner ein und knüpfte Kontakte mit bekannten Gärtnereien, Baumschulen, Rosenzüchtern und Biologen aus ganz Europa. Schritt für Schritt kam sie ihrem Ziel näher. Die französische Kaiserin machte es sich zur Aufgabe, in ihrem Garten alle zu diesem Zeitpunkt bekannten Rosenarten zusammenzutragen. Keine einfache Aufgabe. Schließlich befand sich Frankreich im Krieg. Die Lage verschlechterte sich zusätzlich, als Napoleon eine Wirtschaftsblockade über das Vereinigte Königreich und dessen Kolonien anordnete und alle britischen Schiffe daran hinderte, europäische Häfen anzufahren. Um unter diesen Umständen an die seltene Rosenstöcke und Samen zu gelangen, musste die Kaiserin ihren gesamten Einfluss als auch das ganze Spektrum ihrer Beziehungen in diplomatischen Kreisen einsetzen. Trotz aller Schwierigkeiten waren in ihrem Auftrag viele Botaniker unterwegs, um neue Rosenarten für den Garten in Malmaison zu beschaffen. Das Ergebnis ließ sich sehen. Der Rosenkaiserin gelang es alle damals bekannte 250 Rosenarten zusammenzutragen. Ihr Rosengarten wurde berühmt. Für jeden Besucher wurde das Betreten dieses "Rosenparadieses" zum Erlebnis schlechthin.
Nach dem Tod der Rosenkaiserin wurde der berühmte Garten vernachlässigt, bis er in den Zügen der damaligen Kriege vollständig zerstört wurde. Da sich jedoch Joséphine nicht nur um die Kultivierung der Pflanzen, sondern auch um ihre Beschreibung und Dokumentation bemühte, existieren heute noch viele Blumenbücher, die an den berühmten Garten erinnern. Zu den bekanntesten gehört das Werk "Les roses" von Pierre-Josephe Redoute, einem der bedeutendsten Blumenmalern der damaligen Zeit. Aber auch die Rosen selbst sorgen dafür, dass der berühmte Garten samt der Gärtnerin nicht ganz in Vergessenheit gerät. Unter den vielen Rosen, die wir heute kennen, trägt eine einen ganz besonderen Namen: "Un Souvenir de la Malmaison“ (Andenken an Malmaison).

Rosen


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